Artikel vom 30.06.2008




Fast 700 € pro Jahr kostet die Entsorgung des häuslichen Abwassers eine 3-köpfige Familie pro Jahr im Abwasserzweckverband Bodeniederung (Salzlandkreis). Im AZV Bad Kösen (Burgenlandkreis) müsste dieselbe Familie dagegen nur rund 250.- € im Jahr bezahlen (jeweils im Einfamilienhaus wohnend). Große regionale Unterschiede in der Kostenbelastung der Einwohner unserer Abwasserzweckverbände im Lande offenbarte eine Untersuchung des landesweiten Netzwerkes der Bürgerinitiativen „INKA“ (Initiativen-Netzwerk “Kommunalabgaben“ Sachsen-Anhalt), die heute der Öffentlichkeit vorgestellt wurde.

Die Studie, die 71 Verbände mit insgesamt 88 Abrechnungsgebieten umfasst, zeigt interessante Details. 68 % aller Einwohner in den untersuchten Verbänden müssen mit einer Kostenbelastung rechnen, die über dem Bundesdurchschnitt von mehr als 0,32 € je liegt (bei 3-Personen-Haushalten). Immerhin 44 % der Einwohner in den untersuchten Verbänden werden sogar mit mehr als 20 % über dem Bundesschnitt belastet.

Wolf-Rüdiger Beck (Teutschenthal), einer der Co-Autoren der Studie und Sprecher des im Januar 2008 gegründeten Netzwerkes, erklärte dazu: „Die vorgelegten Zahlen sind absolut repräsentativ. Wir gehen anhand der Zahlen des statistischen Landesamtes von einem durchschnittlichen täglichen Pro-Kopf-Verbrauch von 91 l am Tag aus. Die untersuchten Verbände bedienen praktisch überall den ländlichen Raum, wo ein ausgesprochen hoher Anteil der Gebäude nur eine Wohnung beherbergt. Im alten Saalkreis zB sind das mehr als 70 % alle Gebäude. Für Einfamilienhäuser ist daher eine Vergleichbarkeit der Gebühren ganz unabhängig von der unterschiedlichen Ausgestaltung der Grundgebühren in den Verbänden gegeben.“ Er kritisierte, dass bisher weder die Landesregierung noch das statistische Landesamt entsprechende Vergleichsrechnungen vorgelegt habe.

In 68 von 88 Abrechnungsgebieten wird neben der Verbrauchsgebühr zusätzlich eine Grundgebühr erhoben. Diese beträgt in einigen Verbänden bis zu 62 % der gesamten Jahresverbrauchskosten (Elbe-Fläming). Offenbar besteht eine Tendenz, die entstehenden Fixkosten zunehmend über verbrauchsunabhängige Grundgebühren abzudecken. Für Alleinlebende können sich dann die durchschnittlichen Gesamtkosten auf mehr als einen Euro pro Tag belaufen (AZV Laucha-Bad Bibra).

5 der 15 teuersten Verbände sind im Landkreis Wittenberg angesiedelt. Unterschiedlich ist das Bild im Salzlandkreis. Dort befinden sich 3 der 10 teuersten Verbände, aber auch 3 der 10 günstigsten.

Ein Zusammenhang der Kostenbelastungen zur Größe der Verbände konnte nicht festgestellt werden. Auch kleinere Verbände sind demnach durchaus konkurrenzfähig und sind dabei nicht selten ohne Entschuldungshilfen des Landes ausgekommen. Sie zeigten sich bei der Befragung oftmals enttäuscht über die Politik des Landes, die so gut wie ausschließlich auf die angebliche Effektivität größerer Einheiten setzt und ihre Hilfen danach ausgerichtet hat.

INKA-Pressemitteilung 4/08

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